Auf Einladung des Landesverband Hessischer Imker e. V. durfte ich zum hessischen Imkertag 2023 am 23. März meinen Vortrag “varroareduziert imkern” halten. Der Titel lautete “Varroareduziert imkern – historisches, aktuelles, Ausblick”. Der Anlass war der 60. Geburtstag des Landesverband Hessischer Imker e. V., der 1963 in Grünberg Mittelhessen gegründet wurde.
Zu Beginn des Vortrags zeigten ein paar Bildern, was vor 60 Jahren so los war (Schallplatten, moderne Möbel, Kassettenrekorder…). Es gab noch keine Handys oder Social Media!
Auch wurde kurz angeknüpft, welche Probleme die Imker damals hatten. Die Varroamilbe reiste dann ja erst 1977 zu uns nach Deutschland ein. Alles schien einfacher, und trotzdem war es sichern nicht immer leicht zu imkern.
Varroa macht zu schaffen
Dann stiegen wir ein, warum die Varroamilbe uns heute so zu schaffen macht.
Natürlich züchten und selektieren wir nicht nur Bienen, sondern auch die Milbe. Früher gab es keine so heißen Sommer wie heute. Die Milbe kam mit dem kühleren Wetter in Deutschland gut zu recht und war der Sommer mal sehr heiß, gab es durchaus weniger Milben, bzw. sie vermehrten sich nicht ganz so schnell. Doch nun hatten wir schon mehrere Jahre mit heißen Sommern… also haben dabei natürlich die Milben überlebt, die die Hitze auch vertragen können.
Die Winter waren früher strenger und es lag länger Schnee. Von Oktober bis Februar waren die Völker oft brutfrei. Sie saßen ruhig in ihrer Wintertraube und brauchten demzufolge auch weniger Futter. Man ließ die Bienen in Ruhe und kümmerte sich um Honig oder Weihnachtsbäckerei.
Heute brüten die Völker oft schon vor der Jahreswende und in wärmeren Gegenden muss man befürchten, dass die Bienen gar nicht aus der Brut gehen. Ein Desaster für die Winterbehandlung. Schließlich behandelt man nur brutfreie Völker mit Oxalsäure oder Milchsäure und kann damit viele Restmilben noch loszuwerden.
Die Milbe ist ja nicht unser einziges Problem, sondern es sind vor allem die Krankheiten, die sie überträgt. Und die sind inzwischen auch gefährlicher geworden. Es geht heute einfach schneller, dass ein Volk an einem Virus erkrankt, weil sich die Viren “verstärkt” haben.
Ich danke Herrn Dr. Christoph Otten sehr, dass er im Vortrag vor mir, darauf einging, dass die Statistik zeigt: bei frühem Brutbeginn gibt es im Winter danach eine höhere Sterblichkeitsrate der Bienenvölker. In Schulungen und Unterlagen wird leider bisher darauf wenig eingegangen.
Das Modell mit dem Schachbrett
Über das Modell mit einem Schachbrett errechnete ich für die Zuhörer, wie sich die Varroamilbe entwickelt und wann der kritische Zeitpunkt kommt, dass zu viele Milben im Volk sind.
Denn der Erfinder des Schachbretts wollte sein Belohnung so bekommen, dass auf dem 1. Feld des Schachbretts ein Reiskorn liegt und auf jedem weiteren verdoppelt wird, also 2, 4, 8, 16 und so weiter.
Wir haben im Leben des Bien nur rund sechs bis sieben Brutzyklen Zeit bis wir eingreifen müssen, wenn der Befall zu Beginn des Jahres sehr niedrig ist und die Milben sich nur langsam vermehren. Das heißt, dass sie sich also in einem Brutzyklus maximal verdoppeln.
Zum Beispiel verläuft die Vermehrung der Milben langsam: wenn die Bienen das Brutnest im Frühling optimal wärmen und keine Brut verkühlt. Denn wenn die Brut zu kalt hat, weil die Wintertraube die Randbereiche nachts nicht mehr gut wärmen kann, brauchen die Jungbienen länger bis sie schlüpfen. Damit werden mehr Varroamilbentöchter geschlechtsreif, das dann zu einer “Verdreifachung” der Milbenpopulation führt. Damit hätten wir nur noch fünf Brutzyklen Zeit. Und falls der Anfangsbestand an Milben bei Brutbeginn erhöht ist (mehr als 40 Milben) dann verkürzt sich die Zeit schon auf das Ende der Frühtracht, bis wir dringend handeln müssen, um die Varroen wieder zu reduzieren.
Vor allem im Sommer – spätestens zur Sommersonnwende – wenn die Brutzellenanzahl zurück geht, weil die Königin nicht mehr so viele Eier pro Tag legt wie zuvor, kann es kritisch werden, denn die Varroa-Milben vermehren sich munter weiter. Viele Imkerinnen / Imker sind hier zwei Wochen zu spät dran und das kann dem Volk schon den Wintertod bringen.
Brutrückgang
Eine wichtige Frage ist deshalb: wie erkenne ich den Brutrückgang? Oft findet dieser bereits Anfang Juni statt. So dass die Situation gegen Ende Juni schon sehr kritisch werden kann.
Den Brutrückgang – also, dass die Königin weniger Eier legt als zuvor – erkenne ich, indem ich die Wabenränder beobachte. Entstehen größere freie Flächen, in die Futter oder Pollen eingelagert wird? Meist geschieht das am oberen Rand der Wabe oder fluglochfern. Außerdem finden sich plötzlich glänzende Futterzellen auf dem Baurahmen, anstatt Brut. Eine Brutentnahme oder das Austauschen der Honigvölker gegen frische junge Völker, die noch wenig Milben haben, kann die Lösung sein. Denn mit Behandlungsmittel darf ich nur dann die Varroen reduzieren, wenn kein Honig mehr erzeugt wird.
Zusammenfassung als Manuskript
Die ausführliche Zusammenfassung zum Thema varroareduziert imkern vom Hessischen Imkertag können Sie gerne hier herunter laden und dürfen das Manuskript, bzw. den Link hierher auch gerne an Ihre Freunde und Bekannte weiter geben.
Das Inhaltsverzeichnis ist interaktiv, das heißt, Sie können auf das Thema klicken und kommen direkt zu dieser Lektion.
Die Imkerschule weiselrichtig wird im Wintersemester den Vortrag in gekürzter Version auch online anbieten. Sie sind schon jetzt herzlich dazu eingeladen und können gerne Fragen dazu stellen.
Die Zusammenfassung überarbeite ich immer wieder und ergänze sie mit aktuellen Themen oder Bildern. Also schauen Sie immer wieder mal hier herein.
Online-Stammtisch für weitere Fragen
Für jede oder jeden der möchte, steht ein frei zugänglicher Online-Stammtisch jeden 1. Dienstag im Monat (außer September) zur Verfügung. An diesem Abend können Sie Fragen stellen oder den Erfahrungen der teilnehmendem Imkerinnen und Imker lauschen.
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