Ablegerkästen – es gibt viele Möglichkeiten
Ablegerkästen im Überblick: welche Möglichkeiten gibt es um Jungköniginnen heranzuziehen oder Reserverköniginnen über den Winter zu bringen.
Um genügend Völker für den nächsten Frühling zu haben oder um schwache Völker zu verstärken braucht es immer ein paar Ableger auf Reserve. Um Königinnen oder neue Völker heranzuziehen gibt es verschiedene Möglichkeiten der Unterkunft.
Je kleiner ein Ableger oder ein Begattungskästchen, desto weniger Material benötige ich, um es zu füllen. Nicht nur Waben, Wachs und Vorräte, sondern vor allem Bienenmasse ist kostbar. Es sollen doch die meisten Bienen den tollen Honig und andere Bienenprodukte erzeugen, damit wir Imkernde etwas ernten und möglicherweise auch verkaufen können. Wenn jedoch nur wenige Bienen im Kasten Platz finden, kann der Begattungserfolg leichter in Gefahr sein. Denn die Königin wird auf ihrem Hochzeitsflug von Bienen begleitet. Sind zu wenige Bienen dabei, kann es sein, dass die Königin sich leichter auf dem Heimweg verfliegt, weil die Bienen sie beim Begattungsakt aus den Augen verlieren. Wenn die Jungkönigin anfängt zu legen, ist ein kleiner Kasten schnell voll und ich muss die Königin schneller umlogieren. In einem größeren Kasten kann die Königin ein größeres Brutnest anlegen und länger verweilen. Ich kann dabei besser beurteilen, wie gut sie legt. Sie „reift“ mit der längeren Eiablage und wird beim späteren Einweiseln in ein größeres Volk leichter als vollwertig angenommen.
Brutableger im Standmaß
Der Brutableger im Standmaß hat in der Regel viele Bienen: viele schlüpfende Jungbienen und ältere Pflege- und Sammelbienen, vor allem wenn er mit mehreren Brutwaben an einem entfernten Standort gebildet wurde. Einen Ein-Waben-Brutableger kann man zwar machen, aber das Verhältnis von Bienen zu Brut muss stimmen, damit die Brut gut versorgt wird. Leichter ist es, mehrere verdeckelte Brutwaben mit einer Handvoll Bienen in einen Ablegerkasten zu stecken. Wenn auf den Waben schon bald viele Bienen schlüpfen, ist später richtig was los im Kasten. Nach einer Woche werden alle Weiselzellen gebrochen und eine schlüpfreife Edelzelle dazu gesteckt. Schon geht die junge Hoheit kurz danach auf Hochzeitsflug oder die Bienen ziehen sich aus den Brutwaben eine Nachschaffungskönigin.
Mehrfachboden
Wer nur große Beuten im Standmaß hat, kann diese mit einem Mehrfachboden unterteilen. Mit einem bienendichten Trennschied logiere ich so zwei oder mehr Königinnen in eine Zarge ein. Dazu benötige ich einen Zweier-, Dreier- oder Viererboden, der das jeweilige Flugloch auf je einer anderen Seite hat. So können sich die Königinnen beim Heimkehren vom Hochzeitsflug nicht so leicht ins falsche Nest verfliegen. Habe ich nur zwei Eingänge nach vorne, sollten sie so weit wie möglich auseinander liegen oder sich auch optisch unterscheiden. Mit Beginn der Eiablage können die Brutwaben an das mittlere Trennschied gerutscht werden, damit die Bienen durch das Holz hindurch eine Wärmetraube um die Brut bilden können. Pro Abteilung hängt man mindestens zwei bis drei Waben ein – mit Brut, Bienen und Futter – und steckt die Edelzelle dazu.
Ablegerkasten
Im Standard-Ablegerkasten finden rund 5 bis 6 Waben Platz. Bei Dadant ist das bereits die Größe für ein Voll-Volk. Bei Zander und Langstroth reicht die Wabenzahl auch schon, um den Ableger zu überwintern.
Meistens sind die Ablegerkästen als Trogbeuten gebaut. Sie können dann schnell getragen werden, ohne dass man sie besonders sichern muss. Unsere Ablegerkästen haben einen getrennten Boden, den man mit einer Nicot-Spannfeder an die Zarge hängen kann. So ist es leichter, zwei Ableger zu vereinigen oder im Frühling den unteren leeren Kasten wegzunehmen ohne die Waben umzulogieren.
Wer sich Ablegerkästen zulegt, kann dabei zusätzlich ins Auge fassen, mit welchen anderen Systemen der Ablegerkasten kompatibel ist. So spart man sich später Geld, wenn die Imkerei doch etwas größer wird und ist flexibler. Dieser Artikel „Ablegerkästen im Überblick“ soll helfen, sich zu orientieren.
Kleinere Einheiten
Um Bienenmasse zu sparen, gibt es auch kleinere Ablegerkästen. Zum Beispiel das Zwei-Waben-Kästchen. Wenn das Wetter warm ist, funktioniert es gut oder der Kasten ist aus Styropor und isoliert gut. Der Vorteil: diese Beute ist leichter zu tragen und braucht nicht viel Platz zum Aufstellen.
Um die Königin länger in ihrer Beute legen zu lassen, kann ich auch einen 6 Waben-Ablegerkasten verwenden, in den ich anfangs nur zwei oder drei Waben hänge und mit zwei Schieden einenge. Dadurch entsteht an der Beutenwand eine Isolierschicht aus Luft. Später kann ich noch mal Futterwaben oder Mittelwände und Futter zugeben und das Volk erweitern.
Belegstelle beschicken
Will ich nach dem Umlarven und Pflegen gezielt einige oder viele Königinnen vermehren, um sie auf eine Belegstelle zu bringen, geht das in der Regel nicht im Standmaß. Ich benötige kleinere Einheiten, da auf den Belegstellen meist nur wenig Platz ist. Außerdem sollten wegen der Seuchengefahr keine Altwaben angeliefert werden. Von Vorteil ist, dass kleinere Beuten auch leichter zu tragen sind. Am besten erst mal auf der Belegstelle nachfragen, welche Systeme angenommen werden.
Auf allen Belegstellen dürfen nur drohnenfreie Einheiten aufgestellt werden. Viele verlangen inzwischen sogar ein Drohnensperrgitter am Kasteneingang, was sich gut mit einer Fluglochrosette lösen lässt.
Fluglochrosette
Meistens hat man als Anfänger die Ableger oder Kleinvölker nicht allzuweit von den großen Völkern entfernt. Das birgt im Sommer die Gefahr, dass bei Trachtlosigkeit die Kleinvölker von den großen Völkern ausgeraubt werden, wenn die kleinen Einheiten noch nicht ganz so fit sind. Um die Räuberei ein bisschen schwerer zu machen, ist es sinnvoll, das Flugloch der Kleinvölker anders zu gestalten. Die Fluglochrosette erfüllt gleich mehrere Aspekte der Veränderung. Sie ist in der Regel rund, hat verschiedene Öffnungen und kann sehr klein gestellt werden, damit der Eingang für das Kleinvolk leichter zu verteidigen ist.
Idealerweise hat die Rosette drei verschiedene Öffnungsgrößen: für Arbeiterinnen den kleinsten (links abgebildet), für Königinnen den mittleren Eingang (rechts im Bild) und wenn auch Drohnen aus- und einfliegen können sollen, einen großen Eingang (im Bild: zwischen den kleineren Eingängen in der Mitte). Der große Eingang sollte eine Art Gitter sein, damit auch der Mäuseschutz integriert ist.
MiniPlus oder Halb-Dadant
Wenn es nicht ein reines Begattungskästchen sein muss (siehe Kasten), wird gerne MiniPlus oder Halb-Dadant genommen. Das ist Magazinimkerei mit kleinen Waben. Die Größe einer MiniPlus-Wabe entspricht ungefähr einer Viertel-Dadantwabe, bei Halb-Dadant ist es knapp eine halbe Brutwabe. Die Kästchen sind so groß, dass sie mehrzargig überwintert werden können. Zu jedem System gibt es auch einen Adamfütterer zum oben aufsetzen, bei Doppelzargen mit zwei Aufstiegen.
Das dazu passende Überwinterungssystem für je 12 Rähmchen ist bei beiden Systemen kompatibel zum Dadant-Ablegerkasten. Dadurch kann ich auf einen Dadant-Ableger das MiniPlus-System aufsetzen und besiedeln lassen. Auch in das Überwinterungssystem für 12 Mini-Rähmchen im Warmbau kann ich Dadant-Brutwaben im Kaltbau hängen („Dadant modifiziert“ oder auch „Dadant US“ genannt).
MiniPlus
Das MiniPlus-Kästchen kann bis zu sechs Waben beherbergen und wird anfangs gerne mit einer Futterasche eingeengt. Werden vier Waben gegeben, davon eine Futterwabe und eine verdeckelte Brutwabe, dann reichen zwei Schöpflöffel Bienen (rund 250 g). Dazu kommen ein bis zwei Mittelwände und mit der Futtertasche rund 350 g Futterteig. Die Zarge ist groß genug, damit nach zwei Wochen also nach dem Heimkehren von der Belegstelle die Zarge schnell kontrolliert und erweitert werden kann. Auch eine Vereinigung von zwei MiniPlus-Kästchen geht schnell und unkompliziert, wenn eine Königin entnommen wurde.
Mit den Überwinterungskästen von zwei mal 12 Rähmchen im Warmbau entsteht ein größerer Raum für die Wintertraube. Das Volk kann damit die Größe eines normalen Sommer-Volkes erreichen und hat trotzdem gut Platz um eine schöne Wintertraube zu bilden.
Halb-Dadant
Die Halb-Dadant-Waben sind etwa doppelt so hoch wie MiniPlus, aber nicht ganz so breit und nicht zueinander kompatibel. Zwei Halb-Dadant-Hochwaben haben aneinander gelehnt Platz zwischen Dadant-Brutwaben. So kann ich die Waben leichter in einem Volk ausbauen und bebrüten lassen. Dazwischen gibt es meist etwas Wildbau. Den Drohnenbau kann man aber wieder gut entnehmen. Es sollten aber immer normale Brutwaben zwischen den Halb-Dadantwaben hängen, denn sonst wird ein langer Wildbau über mehrere Waben gebaut und die Königin wechselt nicht mehr auf die hintere Hälfte der Waben.
Mehrfachkästchen
Von den meisten Systemen gibt es Boxen und Kästen, in die zwei, drei oder vier Einheiten mit je zwei oder drei Rähmchen passen. Ähnlich wie der Mehrfachboden im Standmaß.
Für alle gelten:
- die Beute hat eine größere Standfläche und kann nicht so leicht umkippen.
- die Einheiten wärmen sich gegenseitig.
- wenn legende Königinnen aus dem Mehrfachhaus entnommen werden, können die Waben schnell und einfach mit dem Nachbarn vereinigt werden.
- auf der Belegstelle sind die Königinnen schneller ausgeladen und aufgestellt.
Die Doppel-MiniPlus-Kästchen sind ebenfalls kompatibel zu den Überwinterungssystemen oder den Dadant-Ablegerkästen. Damit bekommt man kleinere Einheiten, die wiederum mit den größeren zusammenarbeiten können. Das spart Zeit und Geld.
Holz oder Styropor
Die biologisch geführte Imkerei verwendet Holzbeuten, ansonsten gibt es auch fast alle Beuten aus Styropor und Kunststoff. Styropor hat den Vorteil, dass es sehr leicht und warm ist. Das hilft den Bienen sich leichter warm zu halten und nicht so viel heizen zu müssen. Bei Holz kann Feuchtigkeit durch Wand und Decke diffundieren, wenn die Deckel-Isolierung wasserdampfdurchlässig ist. Das verhindert Schwitzwasserstellen und macht das Raumklima unter Umständen trockener. In kalten Gegenden sollte man für den Winter ein Schutzhaus für Holz-Minis haben, damit der Regen und Schnee nicht direkt auf die Beute auftrifft. Dieses sollte aber auf alle Fälle mäusedicht sein. Die Unruhe, die durch Mäuse im Winter entsteht, kann dazu führen, dass die Völker eingehen. Sie verbrauchen dann mehr Futter, können aber nicht oft genug ausfliegen und abkoten.
Für die Ablegerbildung kann ich das Sonderheft „Ableger“ von bienenundnatur.de empfehlen. Hier sind viele Verfahren beschrieben, die für die Praxis geschrieben sind.
Wer noch Fragen hat, wendet sich gerne an mich am 1. Dienstag im Monat um 20 Uhr im Online-Meeting.
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