Wabenygiene – 7 auf einen Streich bedeutet, dass es mindesten 7 Vorteile bzw. Methoden gibt, die Waben regelmäßig auszutauschen. Wir entnehmen dafür die dunkel gebrüteten Waben und lassen die Bienen immer wieder mal ein neues Nest bauen. Entweder auf einmal (wie in der Ganz-Zargen-Betriebsweise) oder nach und nach.
Warum Bienenwaben dunkel werden
Zuerst gibt es ein Ei, das die Königin entweder befruchtet für eine Arbeiterin oder Königin oder es unbefruchtet lässt, damit es ein Drohn wird. Das Ei legt die Königin am Zellenboden ab. Das nennt sich „stiften“, weil das Ei aussieht wie ein kleiner Stift. Nach drei Tagen schlüpft aus dem Ei eine winzige Made. Die Arbeiterinnen sorgen dafür, dass die Made von Anfang an in einem „See“ aus Gelee Royal liegt.
Gelee Royal ist der Weiselfuttersaft, den die Arbeiterinnen in ihren Kopf- und Brustdrüsen herstellen. Die Made wächst die nächsten drei Tage in reinem Gelee Royal heran. Danach versorgen die Bienen die Maden mit einem geänderten Futtersaft, den schon junge Bienen herstellen können. Dadurch entstehen aus diesen Larven Arbeiterinnen oder Drohnen. Königinnenmaden erhalten bis zu ihrer Verdeckelung das reine Gelee Royal, das die älteren Bienen ab etwa ihrem 8. Lebenstag herstellen können.
Erst liegen die Maden am Zellboden. Sie wachsen in die Länge und heißen entsprechend ihrer Form erst Rundmaden, weil sie rund am Boden liegen und später Streckmaden, weil sie sich in die Höhe strecken. Die Arbeiterinnen verschließen den Zelldeckel und nun kommt’s: die Larve setzt einmal Kot ab und spinnt anschließend um sich herum einen kompletten Seidenkokon. Dieser Kotabsatz sorgt dafür, dass die Waben mit jedem Brutvorgang dunkler werden.
Die Larve verpuppt sich nun und schlüpft nach 21 Tagen ab Eiablage als Arbeiterin oder nach 24 Tagen als Drohn. Eine Königin entwickelt sich durch die andere Ernährung besonders schnell: sie braucht nur insgesamt 16 Tage bis zum Schlupf.
Fazit: das Dunkle ist Larven-Kot, der sich in der Zelle jeweils unter einem „Seidenhemdchen“ anreichert.
Wabentausch bei wenigen Brutwaben
Da wir nur wenige Brutraumrähmchen im Nest haben, werden diese sehr häufig und voll-flächig bebrütet. Sie sind nach einem Jahr vollständig schwarz. Ich kann dann meine dahinter gehaltene Hand nicht mehr sehen, wenn ich die Wabe gegen die Sonne halte. Deshalb bin ich bemüht, diese Waben einmal im Jahr zu tauschen.
Zeitpunkt zum Wabentausch
Der letzte Zeitpunkt im Jahr ist spätestens zum Ende der Lindentracht, wenn ich alle Waben auf einmal austauschen möchte. Um auch die Varroen vom Winter früh zu eliminieren, kann ich die Waben auch zum Ende der ersten Frühtracht tauschen, wenn danach sowieso eine Trachtlücke folgt. In der Standimkerei sind meistens keine sofort folgenden Trachten, so dass es keine so große Rolle spielt, wenn ich zwei Wochen vor Ende der Tracht die Brutwaben entnehme. Denn die vielen Sammel- und Honigraumpflege-Bienen müssen auch essen, wenn nur wenig Tracht herein kommt. Ohne Tracht essen die Bienen den eingetragenen Honig wieder auf. Entnehme ich die Brut, wird erst mal mehr gesammelt, weil kein Brutnest gepflegt und gewärmt werden muss. In der Regel gibt es dadurch mindestens eine Zarge mehr Honig (rund 20 kg).
Der richtige Zeitpunkt im Sommer
Warum ist der richtige Zeitpunkt im Sommer so wichtig? Die Bienen sollen die Waben bis zum Winter mehrfach bebrüten, denn braune Waben sind wärmer. Das schaffen die Bienen nur, wenn sie zeitig nach der Sommersonnwende anfangen mit einem neuen Brutnest. Die Legeleistung der Königin lässt meistens zu Anfang Juni – zur Haupttrachtzeit der Lindenblüte – schon dezent nach. Dadurch, dass die Königin jetzt weniger Brutzellen bestiftet und sich die Varroen munter weiter vermehren, entsteht manchmal schon sehr bald eine kritische Situation bezüglich der Bienengesundheit. Entnehme ich die Brutwaben, entnehme ich im Sommer auch gut 70% der Milben. Die danach entstehenden Ammenbienen sind deshalb wesentlich gesünder und können viele gute Winterbienen ausbrüten. Das Überleben der Völker hängt hier manchmal von zwei Wochen ab, wenn zu spät behandelt wird, oder die Milben nicht entfernt werden.
3 Monate Zeit
Es kommt natürlich auch darauf an, wann die Bienen im Frühling mit der Brut begonnen haben. Grundsätzlich habe ich ab Brutbeginn 3 Monate Zeit, dann muss ich den Milbenbesatz wieder dezimieren. Fängt also die Brut im Januar an, muss ich spätestens im April die Milben reduzieren, damit der Befall nicht kritisch wird. Habe ich über den Winter zu viele Milben mitgebracht, kann sein, dass sich diese Zeit noch mal verkürzt.
Die totale Brutentnahme (TBE)
Bei Trachtende zum Abschleudern wird bei uns die TBE nach Korbimkerart „nichts Altes geht in den Winter“ durchgeführt. Das heißt, alle Brutwaben werden aus dem Nest entfernt und die neuen Mittelwände werden erst am nächsten Tag gegeben. Die Bienen bleiben einen Tag „nackt“ (ohne irgendetwas) in ihrer Beute. Sie bekommen KEINE Mittelwände und KEIN FUTTER. Das ist ganz wichtig!
Das Honigvolk
Die Brutwabenbienen kehre ich in einen großen Hobbock ab. Dabei besprühe ich sie leicht mit Wasser, damit sie nicht auffliegen. Alle Waben und Schiede werden aus dem Brutraum entfernt. Finde ich die Königin, wird sie gekäfigt an die Seitenwand gehängt.
Nach dem Abkehren kippe ich die Bienen zurück in den Brutraum und schließe den Deckel. Nach 12 bis 24 Stunden hebe ich den Deckel vorsichtig an und lasse die ersten Rähmchen in die Beute gleiten. Die meisten Bienen sind auf der Seite, an der die Königin hängt. Die Bienen kehre ich vom Deckel in die Beute, die Königin wird mit Zuckerteig versehen auf den Beutenboden gelegt.
Der Brutraum wird aufgefüllt auf acht bis neun Mittelwände. Darüber lege ich den Adamfütterer mit 5 Liter Zuckerwasser 1:1. Nach 5 Tagen kontrolliere ich ob noch weiter gefüttert werden muss. Nach einer Woche ist das Nest vollständig ausgebaut und bebrütet. Die Bienen werden mit Oxalsäure beträufelt.



Der Ableger
Die abgekehrten oder abgestoßenen Brutrahmen hänge ich sofort in eine neue Beute mit geschlossenem Flugloch. Ist kein Futter auf den Brutwaben, muss zwingen eine Futterwabe mit an die Seite. Mit Schieden wird das Brutnest flankiert. Die Honigraumzargen, die ich zuvor zur Seite gestellt habe (evtl. mit Wandergitter, damit keine Räuberei entsteht) setze ich mit Bienen über eine Bienenflucht auf die Brutwaben auf.
Aus zwei mach eins
Je nach Menge der Bienen und Menge der Honigräume wird aus zwei Völkern ein Ableger gemacht. Sind die Völker sehr klein, oder der Sommer ist schon fortgeschritten, kann ich auch von zwei neben einander liegenden Honigvölkern eine Königin mit Pflegebienen entnehmen und die Bienen zur anderen Königin in eine Beute kehren.

Der Honigraum ist gut mit Bienen besetzt. So ein Raum reicht aus für das erbrüten von sieben bis neun Brutraumrähmchen mit Brut.
TBE während der Tracht
Nach der Frühtracht kommen bei Honigvölkern, die aufgesetzte Honigzargen haben, die Mittelwände direkt nach Entnahme der Brutwaben ins Nest. Zu Beginn sind es drei Mittelwände, nach einer Woche wird erweitert auf maximal vier bis fünf Mittelwände.
Vorteile
Das Nest wird komplett neu. Alle Altwaben sind weg, die Brut mit den meisten Milben ebenfalls. Das Volk kann jetzt mit Oxalsäure behandelt werden, aber nur sofern kein Honigraum mehr drauf ist. Krankheitskeime werden eliminiert, weil die Bienen ihren Honigmagen leeren und enthaltene Keime nicht wieder einlagern können.
Nachteile
Der Aufwand ist mit viel Arbeitszeit verbunden. Es muss genügend Material/Technik vorhanden sein (Mittelwände, Beutenmaterial, Transportmöglichkeiten), falls Waben direkt eingeschmolzen werden sollen, braucht es die Kapazität dafür. Die Ableger müssen sofort behandelt werden. Idealerweise bekommen die Brutableger einen extra Stand, damit die Reinvasion nicht von den eigenen Völkern kommt.
Solange Honigräume aufgesetzt sind, wird die TBE klassisch durchgeführt. Zum Ende einer Tracht oder bei anhaltender Schwarmlust werden alle Brut- und Futterwaben aus dem Brutraum entnommen. Es kommen sofort drei Mittelwände mittig vor das Flugloch mit zwei Schieden eingegrenzt. Nach sieben bis zehn Tagen wird das Nest um ein bis zwei Mittelwände erweitert. Falls nötig werden nach und nach bis zu 6 Mittelwände gegeben.
Mit den entnommenen Waben werden Ableger gebildet (mit je einer Handvoll Bienen pro Wabenseite), die sofort gegen die Milben behandelt werden.
7 auf einen Streich
Sieben Vorteile
- Wabenhygiene: Erneuerung der Waben und damit Ausscheiden von Altwaben mit Kotbelastungen und Keimen
- die Varroen werden mit der Brut aus dem Nest entfernt
- eine neue Königin kann leichter eingeweiselt werden, wenn keine Brut- und Altwaben vorhanden sind
- Die Beute kann direkt ausgetauscht werden, falls sie reparaturbedürftig ist
- eine Sanierung ist möglich, in dem die Bienen ihren Honigvorrat aus dem Magen aufessen und die Keime nicht wieder in das neue Nest einlagern
- Das Beutenmaterial kann desinfiziert (ausgebrannt) werden, bevor das neue Wabenmaterial eingebracht wird
- Kranke Bienenmaden können mit der Brutentnahme entfernt werden. Wird die Brut dann gleich eingefroren und eingeschmolzen, reduziert sich auch die Varroalast in der Umgebung.
Weitere Verfahren zur Varroareduzierung findest du hier: Varroa bekämpfen mit der Bannwabe (aus bienen&natur)