Eine Leitfähigkeitsmessung ist leicht gemacht: Man braucht ein paar Gegenstände und Honig. Mit dem Ergebnis kann ich meinen Honig leichter einer Tracht zuordnen. Manchmal wird auch von der Leitwertmessung gesprochen.
Wenn ein Medium elektrischen Strom gut leitet, hat es einen geringen Widerstand und damit einen hohen Leitwert. Unser Leitungswasser hat einen normalen Leitfähigkeitswert von rund 600 µS, Waldhonig fängt bei mehr als 800 µS an.
Die elektrische Leitfähigkeit (auch EC-Wert – vom englischen „electrical conductivity“) gibt an mit welcher Stärke Strom in einem Medium fließen kann. Es gilt hier für uns Imker die Honigverordnung als Grundlage: die Leitfähigkeit wird beschrieben in der Anlage 2 Nr. 2
Aber egal wie man es nennt: es geht ganz einfach und ist auch relativ kostengünstig.
Wir benötigen zur Messung eine Honig-Wasser-Lösung mit genau 20% Trockenmasse, am besten bei einer Temperatur von 20 °C. Doch wie geht das? Keine Panik, das erkläre ich unten i der Beschreibung. Oder lade dir die Anleitung herunter, dann hast du sie immer kurzfristig zur Hand.
Ein Leitfähigkeitsmessgerät bekommt man z.B. im Elektronik-Handel (conrad.de, aufsteigenden Preis auswählen), bei Wasseranlagenzubehör (für Osmoseanlagen) oder im Schwimmbad- bzw. Aquariumbereich. Die einfachen Geräte zwischen 18 und 30 Euro sind völlig ausreichend. Bitte auf den Messbereich acht geben (0 – 1999 µS). Eine Leitfähigkeitsmessung ist leicht und kann mit der nachfolgenden Anleitung schnell selbst gemacht werden.
Was benötigen wir zur Leitfähigkeitsmessung?
- Honig
- Refraktometer, um den Wassergehalt des Honigs zu bestimmen
- Schüttelbecher, da man nicht mit Metalllöffel umrühren sollte
- Messbecher mit genauer Skala für 100 ml, je enger das Gefäß, desto leichter ist die exakte Menge abzulesen,
z.B. mit einem Glaskolben - genaue Waage, z.b. eine Löffelwaage (Goldwaage, Briefwaage), die Zentelgramm genau wiegt
- Spritzflasche, damit man leicht dosieren kann (z.B. aus der Oxalsäurebehandlung)
- destilliertes Wasser, damit der Leitwert nicht durch das Wasser beeinflusst wird
- Leitfähigkeitsmessgerät (Konduktometer), mit einem Messbereich:
0.00 – 19.99 mS/cm bzw. 0 – 1999 μS/cm (0.01 mS = 10 μS und 1 S/cm = 100 S/m)
mS=MilliSiemens, μS=MikroSiemens, mS/cm = milliSiemens pro cm) hier ein Umrechner der Einheiten
Jetzt die Leitfähigkeitsmessung durchführen
1. Wassergehalt messen
Wassergehalt des Honigs messen und Trockenmasse bestimmen
Beispiel: 17 % Wassergehalt Trockensubstanz: 100 – 17% = 83%
2. Einwaagemenge des Honigs bestimmen
Wir brauchen 20% Trockensubstanz in der fertigen Honiglösung (bei 100 ml sind das
20g Trockensubstanz):
Beispiel: 100 x 20 / 83 = 24,096, gerundet: 24,1 g
Formel: |
gesuchte Einwaagemenge (g) = 100% x 20 g / (100-Wassergehalt)% |
3. Honiglösung herstellen
- 24,1 g Honig in einen kleinen Schüttelbecher wiegen (den Löffel der Löffelwaage
dazu geben und mit schütteln) - circa 50 ml destilliertes Wasser dazu geben
- Honig vollständig auflösen, kein Metall zum umrühren nehmen
- Die Lösung in den Messkolben und mit wenig destilliertem Wasser nachspülen. Es ist
wichtig, den ganzen Honig zu lösen, sonst stimmt das Ergebnis nicht.
4. auf 100 ml auffüllen
Den Messkolben auf genau 100 ml auffüllen und noch mal gut vermischen, am besten in den
sauberen trockenen Schüttelbecher zurück gießen und schütteln oder hin- und zurückschütten.
5. Messgerät einsetzen
Jetzt das Messgerät erst in das destillierte Wasser tauchen und messen, wie viel das
Wasser hat (es sollte nicht mehr als 0,01-0,02 mS/cm haben). Danach in die Honiglösung
tauchen und evtl. einen höheren Messwert des Wassers vom Ergebnis abziehen. Nach der
Messung das Gerät mit destilliertem Wasser reinigen und trocknen lassen.
6. Ergebnis interpretieren
Honigtauhonig (z.B. Waldhonig) hat eine Leitfähigkeit von mindestens 0,800 mS/cm, besser
höher, Blütenhonig höchsten 0,800 mS/cm. Allerdings ist die Leitfähigkeit nicht alleine dafür
verantwortlich welcher Honig es ist. Auch die Farbe, der Geschmack und alle anderen Werte
müssen passen. Aus städtischen Parkanlagen darf sich der Honig dann leider trotzdem nicht
Waldhonig nennen, auch wenn er von den Bäumen stammt. Bitte die „Leitsätze für Honig“
beachten, in denen alle Regularien genau vorgegeben sind (https://www.bmel.de/).
Tipp zur Benennung von Honigsorten
Wer sich nicht sicher ist, welche Blüten oder welcher Honigtau tatsächlich in so großer
Menge vorhanden sind, dass der Honig mit dieser Sorte bezeichnet werden darf, der
benennt ihn mit dem Zusatz „mit“, also zum Beispiel: „Sommertracht mit Linde“.
Wenn der Honig nach Linde schmeckt, muss es ja kein reiner Lindenhonig sein. Aber wenn
„mit Linde“ dabei steht, dann reicht es für die Kunden den Honig wieder zu erkennen und es
ist gesetzlich zulässig. Es muss natürlich Linde mit im Honig enthalten sein. Sonst ist es
natürlich verboten.
Liegt der Wert von einem Waldhonig nahe der 0,8 mS/cm Grenze, dann ist es vielleicht
besser die Bezeichnung „Wald & Blütenhonig“ zu verwenden.
Über eine Honiganalyse lässt sich natürlich eindeutig nachweisen, wie der Honig heißen
darf. In verschiedenen Bundesländern Deutschlands werden diese Analysen teilweise
gefördert. Bayerische Imkereien können man sich dafür an den TGD e.V. wenden.
Die Leitfähigkeitsmessung ist leicht gemacht
und für gute 100 Euro zu haben
Refraktometer 50 Euro
genaue Waage 20 Euro
Schüttelbecher 5 Euro
Messkolben 8 Euro
Spritzflasche (Schwanenhals) 5 Euro
destilliertes Wasser 2 Euro
Leitfähigkeitsmessgerät 20 Euro
gesamt 110 Euro
Diese Investition lohnt sich also!
Sie lohnt sich auch deshalb, um den eigenen Honig gut kennen zu lernen und eine
Falschaussage auf dem Etikett zu vermeiden.
Ein Refraktometer sollte sich eine Imkerin oder Imker relativ schnell leisten (zu Weihnachten schenken lassen)
Einen Schüttelbecher kann man aus der Küche ausleihen oder aus dem Gesundheitsregal
Den Schwanenhals hat man vermutlich auch schon für die Oxalsäurebehandlung
Destiliertes Wasser braucht man fürs Bügeleisen, oder vielleicht hat der Haushalt einen Kondenstrockner, in dem das Wasser sowieso immer wieder frisch anfällt.
Der Messkolben und das Leitfähigkeitsmessgerät muss ich kaufen (also neue Investition von rund 30 Euro).
Für den Betrag bekommt man heutzutage im Gasthaus gerade mal ein Essen und ein oder zwei Getränke. (Stand 2024)
Bitte für Etikettierung beachten
Bitte für das Etikett auch alle anderen Angaben benennen, die erforderlich sind, z.B.:
- Bezeichnung „Honig“ (oder Bio-Honig)
- Inverkehrbringer (also ich als Imker) mit Vorname, Name, Anschrift
- Nennfüllmenge (250 g, 500 g)
- Mindesthaltbarkeitsdatum in Form von „mindestens haltbar bis xx.xx.xx“
- Herkunftsland
- Mehrwegglas oder Pfandglas (für alle Imkereien ab 30 Völker)
- Schriftgröße und Sichtfeldregelung beachten
siehe auch https://www.gesetze-im-internet.de/fpackv/ und andere - bei Bio-Honig das EU-Bio-Logo und darunter die Bezeichnung „Deutsche Landwirtschaft“
Für die eigene Etikettengestaltung findest du in unseren Kursen Angebote zur Schulung (Etiketten selbst gestalten, oder Honigetikett und Gesetze)
Und nun viel Erfolg und falls es Fragen gibt, komme einfach in unseren Imker-Stammtisch am 1. Dienstag im Monat.
Hier geht’s zurück zur Hauptseite