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Frühherbst – phänologisches Bienenjahr

Phänologie Bienenjahr Frühherbst

Im August/September fängt zum Frühherbst die Herbstzeitlose an zu blühen, schwarzer Holunder, Hagebutte, Haselnuss und Birne zeigen erste reife Früchte. Was jetzt in Imkereien mit angepasstem Brutraum zu tun ist

Frühherbst reife Holunder Herbstzeitlose

Die Herbstzeitlose

Die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) fängt zu blühen an, wenn viele unserer Kulturen zur Ernte kommen. Sie ist die bekannteste aus ihrer Familie der Zeitlosengewächse (Colchicaceae) und wird 10 bis 25 cm hoch. Nur die an Krokusse erinnerden Blüten treiben aus der Mutterknolle im Frühherbst aus dem Boden. An Wiesenrändern in halbschattigem bis sonnigen Gelände stehen die Blüten meist verstreut im Grad. Zeitgleich treiben KEINE Blätter aus der Knolle. Nach der Blüte bilden sich im Boden Seitenknollen und die Mutterknolle stirbt ab. Die Blätter kommen erst im Frühling aus den Tochterknollen, wenn sich Samenkapseln gebildet haben.

Wegen ihrer Form werden die Blätter im Frühling leicht mit Bärlauchblättern verwechselt. Dabei wachsen sie im Gegensatz zu Bärlauch ohne Stiel aus einer Rosette und riechen nicht nach Knoblauch. Eine Verwechslung ist höchst gefährlich. Alle Bestandteile der Herbstzeitlosenpflanze enthalten das sehr giftige Alkaloid names Colchicin. Möchte man sich diese Zierpflanzen in den Garten setzen, sollte man dabei sogar Handschuhe tragen.

Nicht nur die Herbstzeitlose zeigt den Frühherbst an, sondern der erste reife Holunder, Haselnüsse und Birne.

Der schwarze Holunder

Während die Blüten des schwarzen Holunder (Sambucus nigra) uns den Frühsommer angekündigt haben (siehe bienen&natur 5/2023), hängen nun zu Beginn des Frühherbst die Dolden mit schwarzen Beeren schwer und reif am Baum oder Strauch. Roh darf man die Beeren nicht verzehren. Sie enthalten giftige Glycoside, die zu Durchfall und Erbrechen führen. Gekocht als Fruchtaufstrich oder Mus sind sie köstlich. Wohl am bekanntesten sind Holunderbeeren-Saft und „Hollerröster“ (Kompott). Das sogenannte Superfood passt sowohl zu Kaiserschmarrn und Co als auch ins Müsli.

Fruchtreife 2022 in Deutschland war zwischen dem 10. Juli und 14. September, in Bayern vom 25.7. in Regensburg bis zum 10.9. in Bertholdsheim.

Unser Thema: Der Frühherbst mit erste reife Früchte von schwarzer Holunder und Blüte der Herbstzeitlose

Hagebutte, Haselnuss, Birne

Hagebutte

Frühherbst reife Holunder Herbstzeitlose

Die roten ungiftigen Sammelnussfrüchte der Rosengewächse nennt man Hagebutten.
Sie sind sehr auffällig und leuchten weit. Oft hängen sie bis zum Frühling am Strauch, wenn bereits wieder neu die Blüten erscheinen.

Meist ist es die Hunds-Rose (Rosa canina), an deren dornigen Zweigen sich die Hagebutten ohne Kelchblätter zeigen. Der Strauch bildet überhängende lange bogige Zweige und Äste, die im Frühling viele kleine rosa Blüten tragen. Die Hagebutten sind von oval elyptisch bis rund geformt. Erst sind sie prall und glatt, dann trocknen sie häufig bis zum Frühling am Strauch hängend. Im Inneren der Früchte sind viele kleine Kerne mit Härchen dazwischen. Hagebutten haben einen hohen Vitamin C Gehalt und gelten allgemein als sehr gesund. Für die Verwendung als Früchtetee verwenden wir die ganzen Früchte, sie lassen sich dafür leicht trocknen. Für Fruchtaufstriche wird der Inhalt der Früchte (Kerne und Härchen) entfernt. Das geht am einfachsten mit einer Rosenschere, ist aber natürlich sehr zeitaufwändig. Hagebutten kann man auch roh direkt vom Strauch verzehren.

Haselnuss

Haselnüsse (Corylus avellana)
entwickeln sich an dem Strauch, den die Bienen im Vorfrühling als eine der ersten Pollentrachten entdecken.

Die gemeine Haselnuss gehört zur Familie der Birkengewächse (Betulaceae) und ist ein sommergrüner heimischer Strauch bis 5 m Höhe, selten ein Baum mit bis zu 10 m Höhe. Die Blätter stehen zweizeilig wechselständig an den Zweigen. Sie sind geädert und leicht herzförmig.

Die Nüsse in ihren Schalen hängen oft zu zweit oder dritt an einem Stiel jeweils umgeben von Hüllblättern. Die Schale ist hart und muss geknackt werden, um an die Nuss im Inneren zu gelangen. Ist die Haselnuss reif, lässt sie sich leicht pflücken und aus ihrem Hüllblatt lösen.

Frühherbst reife Holunder Herbstzeitlose

Haselnusssträucher eignen sich auch gut für eine Sichtschutz-Hecke.

Birne

Die Birne (Pyrus) gehört zu den Kernobstgewächsen (Prinae) in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Birnbäume sind eher schlank und aufrecht und werden 15 bis 20 m hoch. Ihre typische Fruchtform ist unten am Blütenansatz bauchig und zum Stil hin schlanker. Manchmal enthält die Frucht grießartige steinerne Verklumpungen. Einige Sorten sind bereits am Baum schnell gelblich und müssen alsbald verzehrt oder verarbeitet werden, z.B. die Sorte Williams Christ. Andere Sorten sind lagerfähig und meist auch etwas später reif.

Meine Lieblingsbirne heißt „die Köstliche aus Charneux“. Sie ist anfangs etwas hart, grünlich, auf der Sonnenseite des Baums mit leicht roten Bäckchen. Sie darf geerntet auch noch ein paar Tage in der Küche liegen. Dann ist sie sehr saftig und sehr gut geeignet für Frischverzehr, Kuchen und Kompott.

Foto: Am 12. Juli 2023 hat der Sturm die meisten Früchte unserer Birne vom Baum geschüttelt. So konnten wir sie leider nicht verwerten. Die Birnen hatten schon rote Bäckchen und wären bald reif geworden.

Der Frühherbst zeigt durch reife Holunder, Haselnüsse und Birne den Wechsel in diese Jahreszeit an. Die Herbstzeitlose fängt ebenfalls an zu blühen.

Bienenkontrollen zu Milbenfall und Futtervorrat

Die Völker kontrolliere ich auf Futter und Milbenfall. Sind alle Waben ausgebaut und die Zarge ist zum Ende des Frühherbst noch zu leicht, wird mit Sirup nachgefüttert. Pro Dadant-Rähmchen müssen jetzt ca. 2,5 – 2,8 kg Futter im Volk sein, denn unsere Winter sind manchmal lang. Eine Dadant-Wabe kann bis zu 4 kg Futter aufnehmen (wenn sie voll verdeckelt ist).

  • Mein Tipp: eine volle Futterwabe im Standmaß wiegen, damit man ein besseres Gefühl dafür bekommt: “wie viel Futter ist im Nest?”, wenn ich die Waben durchsehe (Leergewicht abziehen, damit man weiß, was wirklich das Futter wiegt).

Es gibt eigentlich nicht zu viel Futterwaben. Überzählige Futterwaben werden im Frühling für Ableger verwendet, bzw. ein bis zwei Futterwaben verbleiben als Reserve bei Aufsetzen des Honigraums hinter dem 2. Schied. Zur Erinnerung: wir geben im Frühling keine Mittelwand. Bienen müssen im Frühling ins Futter hinein brüten können.

Foto: Der Adamfütterer (rot bzw. braun) bleibt unter dem Deckel meist bis zur Winterbehandlung. So kann jederzeit nachgefüttert werden.

Völker wiegen

Mit einer elektronischen Kofferwaage wird gewogen und das Leergewicht sowie die Bienen- und Brutmasse abgezogen. Stichprobenartig werden die Völker bei sonniger Witterung geöffnet und in Augenschein genommen.

Räuberei

Gibt es stille Räuberei – meist bei schwachen Völkern – so hilft es fertig eingetragene Futterwaben von stärkeren Völkern ins schwache Volk zu tauschen und die starken Völker die Futterwaben eintragen zu lassen.

Bei offensichtlicher Räuberei hilft das Anbringen eines Räubergitters vor dem Flugloch. Das Gitter kann aus Kunststoff oder Metall sein. Die Bienen müssen durch gucken und das Flugloch sehen können. Unten klemme ich es zwischen Anflugbrett und Beute. Nach oben werden die beiden äusseren Enden des Gitters etwas nach innen zum Flugloch hin gedrückt, so dass ein nach oben offener Kanal entsteht. Durch den sausen die Räuberbienen nach aussen und wollen unten wieder hinein. Die eigenen Bienen von diesem Stock lernen meist schnell, dass ihr Ausgang verlegt ist und sterzeln bald, dass alle Volksangehörige das “neue Zuhause” wieder finden können.
Die Räuberbienen sind zu hektisch, als dass sie den neuen Eingang finden können und lassen bald ab von ihrem “schändlichen” Tun.

Späte Trachten

Frühherbst reife Holunder Herbstzeitlose

An Standorten mit Spättrachten kann es auch zu „Überfütterung“ kommen (mit blühenden Zwischenfrüchten, z.B. Buchweizen). Dann tausche ich volle Futterwaben mit freien Waben aus einem schwächeren Volk. Sind alle Waben voll Futter und kein freier Platz mehr im Nest, können die Bienen nicht mehr brüten und auch nicht mehr in den Zellen sitzen und heizen. Sie würden auf den kalten Waben erfrieren, da sie keine Wintertraube bilden können. Im ärgsten Notfall habe ich auch schon ein einzelnes Rähmchen mit Anfangstreifen zwischen die vollen Waben gehängt, an denen sich die Bienen aufketteln können.

Honigfeuchte Waben können über dem Adamfütterer von den Bienen ausgeschleckt werden. Natürlich nur, wenn ich unten im Brutraum gerade keine Varroabehandlung durchführe.

Foto: Adamfütterer mit Schwimmhilfe-Gitter.
Zum Nachfüttern sind die Bienen meist völlig entspannt, auch wenn noch Reste im Fütter vorhanden sind. Dann schiebe ich den Deckel nur etwas zur Seite und gieße Futter nach. Unter den Latten sind Abstands-Polsternägel (7 mm), so dass der Fütterer von den Bienen komplett sauber geleckt werden kann.

Die Honigwaben über dem Adamfütterer haben meine Bienen schon mal vor “Überfütterung” bewahrt. Ein großer Acker neben dem Bienenstand hatte noch Anfang August mit Sojablüten gut gehonigt. Die Bienen haben den Honig oben über dem Futterloch in die Ausschleck-Honigwaben eingelagert. Hätten sie den Platz nicht gehabt, hätten sie neue Waben als Wildbau hinter das Schied gehängt. Zum Teil waren es 15 kg Sojablütenhonig pro Volk. Wir haben diese Waben bei Futterbedarf im Winter und Frühling hinter das Schied zum Umtragen gehängt. So haben die Bienen sich selbst mit Honig belohnt.

Achtung Milbenbefall

Solange die Bienen im Herbst fliegen, muss der Milbenbefall im Auge behalten werden. Eine Reinvasion ist jederzeit möglich, solange die Bienen ausfliegen und räubern können.

Ist der Milbenfall noch oder wieder zu hoch, kann bei Temperaturen zwischen 17 und 25 Grad mit Ameisensäureverdunster gearbeitet werden.
Da ich beim Abschleudern oft mit Brutentnahme arbeite und die Milben stark reduziert wurden, kann ich eine Reinvasion meist gut mit Api live Var (Thymolstreifen) behandeln.
Im Winter bei Brutfreiheit wirkt auch die Milchsäure gut. Oxalsäure sollte man nur einmal im Winter aufträufeln, da es bei einer mehrfachen Behandlung zu verstärktem Totenfall führt. Ichverwende für die Oxalsäurebehandlung gerne Dany’s BienenWohl, da es ab dem Anmischdatum für ein Jahr haltbar ist (kühl lagern vorausgesetzt!).
Im Gegensatz dazu kann man die meisten anderen Behandlungspräparate auf Oxalsäurebasis nur einmalig verwenden und muss den Rest verwerfen bzw. muss das Mittel jedesmal neu anmischen.
Bitte beachten: der Zucker in der Säurelösung kann HMF bilden. HMF (Hydroxymethylfurfural) ist ein Zuckerabbaustoff und ab einer gewissen Konzentration im Bienenfutter oder Behandlungsmittel für die Bienen tödlich.

Hilfreiche Links

Varroawetter: welche Behandlung ist an welchen Tagen möglich https://www.bienenkunde.rlp.de/Bienenkunde/Varroawetter/bundesweit-n-PLZ
Bestimmung der Pflanzen: https://identify.plantnet.org

Die Zeigerpflanzen sind im Frühherbst die Frucht Reife vom schwarzer Holunder sowie der Blühbeginn der Herbstzeitlose.
QR-Code zum dt. Wetterdienst: welche Pflanzen haben jetzt wo angefangen zu blühen?
Trachtnet, hier kann ich Stockwaagen aus der Umgebung beobachten und eventuell Rückschlüsse auf Trachteinträge ableiten.
Das Phänologisches Bienenjahr

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